Das Neurolinguistisches Programmieren NLP

NLP wurde in den 1970er Jahren vom Informatiker und Gestalttherapeuten Richard Bandler und dem Linguisten John Grinder an der University of California in Santa Cruz in Kalifornien in Anlehnung an das Neurolinguistische Training des konstruktivistischen Philosophen A. Korsypski entwickelt.
Es versteht sich als Sammlung unterschiedlicher psychologischer Verfahren und Modelle zur Veränderung der subjektiven Erfahrung und zur effektiveren zwischenmenschlichen Kommunikation.

Inhaltsverzeichnis
     1 Geschichte der NLP
     2 Selbstverständnis als "Methodenbündel/Werkzeugkasten"
     3 Vorannahmen
     4 Elemente und Formate
     5 Beispiele aus der Praxis
     6 Wissenschaftliche Quellen und Psychotherapie
     7 Kritik
     8 Ausbildungen
     9 Siehe auch
    10 Literatur
    11 Weblinks

1. Geschichte der NLP
Die neurolinguistische Programmierung wurde von dem damaligen Informatikstudenten und späterem Psychologen Richard Bandler und dem Linguisten John Grinder entwickelt. Grinder war zeitweise Assistent bei Gregory Bateson, dem ebenfalls über seine Ansichten zu Beziehungsaspekten menschlicher Kommunikation ein Einfluss auf das NLP nachgesagt wird. Bateson distanzierte sich jedoch bald vehement von Grinder und Bandler. Bandler interessierte sich anfangs für die Gestalttherapie nach Perls. Bandler und Grinder interessierten sich in Folge insbesondere für drei angesehene Therapeuten unterschiedlicher theoretischer Ausrichtung und versuchten Gemeinsames ihrer Vorgehensweise herauszufinden.
Zu diesen Therapeuten gehörte die Familientherapeutin Virginia Satir, der Gestalttherapeut Fritz Perls  und der Hypnotherapeut Milton H. Erickson. Die beiden Beobachter analysierten die Sprache und Körpersprache der drei Therapeuten und versuchten aus deren Vorgehen bestimmte Interventionstechniken herauszufiltern, die zusammen mit Erkenntnissen aus der Linguistik zum Grundstock der ersten NLP-Schule wurden. Ein festgeschriebenes theoretisches Gerüst fehlt der NLP jedoch.
Erste Berichte wurden in zwei Büchern Mitte der siebziger Jahre bekannt.
Bandler und Grinder kamen zunächst zur Entwicklung des PRS-Konzepts (von Preferred
Representational System), das davon ausgeht daß Menschen individuell unterschiedlich vorrangig über bestimmte Sinneswahrnehmung die Umwelt wahrnehmen.
Es folgte aus der Analyse der Sprachstrukturen von Fritz Perls und Virginia Satir im Jahre 1976 das Meta-Modell der NLP. Das Meta-Modell versteht sich als Sprachmodell, mit dem im NLP-Sinne Informationen über Gedankenmodelle des Kommunikationspartners gesammelt und ausgewertet werden sollen und das zwischen einer Oberflächen- und einer Tiefenstruktur menschlicher Kommunikation unterscheiden soll. 1979 folgte das Trance-induzierende Milton-Modell aus der Beobachtung des Hypnotherapeuten Milton Erickson. Später kamen Untersuchungen an herausragenden Künstlern, Managern, Verkäufern, Pädagogen u.a. hinzu und erweiterten das NLP-Methodenbündel.
Die Zusammenarbeit der NLP-Begründer Bandler und Grinder endete abrupt 1980 und in den neunziger Jahren kam es zu gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen ihnen um Markenrechte am Begriff NLP.
Die Werkzeuge des NLP werden seither vor allem außerhalb des akademischen Lehrbetriebes weiter entwickelt und laufend ergänzt.
Anfang der 80er Jahre wurde die NLP auch in Europa populär und es entstand eine große Zahl konkurrierender Ausbildungsinstitute mit verschiedenen Abschlüssen, die teilweise in wenigen Tagen oder sogar per Fernkurs erworben werden können. Diese Kommerzialisierung schadete der Qualität der Ausbildung immens!
Später wurde versucht die Ausbildungsinhalte und die Ausbildungsdauer über nationale Verbände festzuschreiben. Solche Versuche versandeten im Versuch einzelner Verbände, ihre Konkurrenz auszuschließen.

2. Selbstverständnis als "Methodenbündel/Werkzeugkasten"
NLP befasst sich im weitesten Sinn mit menschlicher Kommunikation. NLP ist eine
auf stetige Weiterentwicklung angelegte Methodensammlung und beansprucht nicht,
wissenschaftlich begründet zu sein. Sie enthält eine Vielzahl einzelner, von einander
abgegrenzter Handlungsanweisungen (sogenannte NLP-Formate) für die Arbeit mit
Menschen in Veränderungssituationen. Bandler und Grinder untersuchten detailliert die Verhaltensweisen von Persönlichkeiten (Therapeuten, Unternehmern, Künstlern, Wissenschaftlern), die auf ihrem Gebiet herausragende Leistungen zeigten, auf mögliche Muster und Gemeinsamkeiten. Sie beobachteten, daß die untersuchten Personen tatsächlich sprachliche (verbale und nonverbale) Verhaltensmuster aufwiesen, die sich ähnelten. Daraus ergaben sich die oben genannten Handlungsanweisungen für NLP-Anwender.
Wie bei anderen psychologischen Ansätzen, geht man auch im NLP davon aus, daß
menschliches Verhalten (äußerlich wahrnehmbar) durch innere Prozesse ausgelöst
und strukturiert wird. Innere Prozesse und äußere Wahrnehmungen stehen in einem
gegenseitigen Zusammenhang.
Als Grundannahme dient dabei die Auffassung, daß der sprachliche oder gedachte
sprachliche Ausdruck (sogenannter "innerer Dialog"), die bildlichen Gedanken oder
auch das Körpergefühl eines Menschen das subjektive Wahrheitsempfinden einer
Person bestimmen. Dieses Empfinden stellt nach Auffassung der NLP einen
Ausdruck innerer Modelle dar, mit deren Hilfe ein Mensch gedankliche Abbilder
seiner Umwelt entwirft (sogenannte innere Landkarten), um sich sozial zu orientieren.
Sie bestimmen die subjektive Wirklichkeit eines Menschen.
Ein fundamentales Instrument zu jedem nur denkbaren Arbeiten mit NLP sind zwei
bewußtsein erlernbare Fähigkeiten um zum Gegenüber Rapport ("einen Draht")
herzustellen: Intuitives oder bewußtseines Anpassen und Führen.
Pacing (Anpassen, Mitgehen) spiegelt den Kommunikationspartner und basiert auf
der Annahme, daß sich Menschen, die sich gut verstehen, einander unter anderem in Tonfall, Lautstärke, Sprechtempo, Körperhaltung, Distanz, Direktheit des Auftretens angleichen.
Leading (Führen) hingegen eröffnet neue körpersprachliche oder tonale Signale, um
im Gespräch die Führung zu übernehmen. Dies muss nicht im selben Augenblick wie
beim Gegenüber geschehen, sondern kann auch zeitversetzt ablaufen und sollte sich
im Gespräch mit Pacing abwechseln. Priorität hat hierbei nicht die Manipulation des
Gegenübers, sondern der bewußtseine emotionale Kontakt, der Voraussetzung für jede
Psychotherapie ist.

3. Vorannahmen
Ein zentrales Element der NLP sind die NLP-Vorannahmen, welche von Bandler und
Grinder als Verhaltensgrundmuster beim 'Modellieren' erfolgreicher Persönlichkeiten
erkannt wurden. Die 11 wichtigsten "Vorannahmen" sind:
 1. Die Landkarte ist nicht das Gebiet. (Alfred Korzybski).
 2. Menschen treffen innerhalb ihres Modells von der Welt grundsätzlich die beste ihnen mögliche Wahl.  
 3. Jedes Verhalten ist letztlich durch eine positive Absicht motiviert.
 4. Menschen haben alle Ressourcen in sich, um jede gewünschte Veränderung vorzunehmen.
 5. Der positive Wert eines Individuums bleibt gewahrt, nur die Angemessenheit ihres Verhalten kann angezweifelt werden.
 6. Es gibt in der Kommunikation keine Fehler oder Defizite. Alles ist Rückmeldung, Feedback.
 7. Die Bedeutung deiner Kommunikation liegt in der Reaktion, die Du erhälst.
 8. Wenn etwas nicht funktioniert, tue etwas anderes, sei offen für alles, was funktioniert.
 9. In einem ansonsten gleich bleibenden System kontrolliert das Element mit der größten Flexibilität im Verhalten das System.
10. Widerstand beim Klienten bedeutet mangelnde Flexibilität auf  Seiten des Therapeuten.
11. Wenn jemand etwas Bestimmtes tun kann, so ist es möglich, dieses Verhalten zu modellieren (nachzuahmen) und es weiterzugeben.

Erfolgreiche Therapeuten usw. bauen ihre Kommunikation auf diesen Vorannahmen auf. Sie bildeten damals bei den 'modellierten' Personen die Voraussetzung für erfolgreiches Wirken. NLP vermittelt somit jetzt die Grundlagen, die einen Erfolg begünstigen.

4. Elemente und Formate
NLP-Anwender gehen davon aus, daß es möglich und sinnvoll ist, einzelne Methoden aus unterschiedlichen psychologischen Schulen isoliert voneinander zu erlernen und gezielt zur Verbesserung von Kommunikation einzusetzen. Hierbei wird deutlich, daß die NLP kein in sich geschlossenes Lehrsystem darstellt. Den so genannten "NLP-Formaten" ist gemeinsam, daß sie sich an der Stärkung von inneren Ressourcen orientieren, aber auch, wie beispielsweise in der Psychoanalyse, den Schwerpunkt in die Aufarbeitung der Vergangenheit des Klienten setzen, mit besonderem Augenmerk auf Veränderungsarbeit in den kritischen Bereichen (Interventionen, z.B. HistoryChange, Neuprägung). Ressourcenstärkung dient zur Überwindung von Problemen, Schwellenängsten, Blockaden oder Störungen.
Ergänzend hierzu wird großer Wert auf eine humanistische Haltung des Beraters in der Arbeit mit Klienten gelegt.
Der Klient kann mit Hilfe von NLP-Formaten auch in eine leichte Trance (ohne bewußtseinseinserweiternde Elemente) geführt werden und in dieser Entspannung innere Bilder oder Gefühle betrachten. Das hängt vom Ziel der Intervention und von den vorhandenen Ressourcen der Beteiligten (Berater und Klient) ab. Die wichtigsten
Bestandteile im laufenden Prozess sind die Autosuggestion, das Dissoziieren, das Ankern und das Reframing.
Die eigentliche Arbeit in der Beratung läuft entlang klar vorgegebener Handlungs- und Gesprächsformeln ab. Ein sog. "NLP-Format" enthält somit Anweisungen, die den Beratungsprozess qualifizieren.
Die einzelnen Formate sind in Gruppen zu Hauptformaten zusammengefasst. Jede Gruppe enthält unterschiedliche Formate, zu ein und demselben Problemtypus des möglichen Klienten. Der NLP-Berater entscheidet, welches Format ihm in der jeweiligen Situation hilfreich erscheint.
Die Vielzahl der möglichen Vorgehensweisen innerhalb der NLP unterscheidet die "Methode" auch grundsätzlich von anderen therapeutischen Vorgehensweisen. Viele NLP-Formate entstammen klassischen Therapieformen oder sind in jahrelanger Arbeit durch sog. Modellierung entstanden. So gibt es Modelle zur positiven Umdeutung von Wahrnehmungen, zur Zielfindung, zum Ankern (auch klassische Konditionierung genannt), zur Veränderung von Submodalitäten (gedanklicher Muster zur Erinnerung von wichtigen Vorgängen) und Arbeit mit gegebenen bzw. projizierten Abläufen in der Gedankenwelt oder dem realen Erleben des Klienten sowie verschiedene Strategiemodelle, mit denen Modellieren oder Lösungsfindung erlernt werden.
Andere Formate des NLP nutzen das Reframing oder die Konklusion paradoxer Sichtweisen, um den Klienten aus unangenehmen Sichtweisen heraus zu entwickeln.
Grundlage des NLP ist die Annahme, daß hinter jedem Ergebnis eine (oft unbewußtseine) Strategie steht, so daß auch einem "Misserfolg" eine Planung zugrunde liegt. Diese so genannten "Meta-Programme", von denen angenommen wird, daß sie die zum Teil unbewußtseinen Entscheidungsprozesse begleiten, sollen mit Hilfe meist konkret verhaltensorienter Interventionen gezielt verändert werden.
Das Bewußtsein des Klienten soll dazu angeregt werden auf der Basis von zuvor visualisierten oder beschriebenen Zielen auch neue Strategien zu entwickeln. Da diese sich nach R. Bandler im Denken, also im Gehirn abspielen, geht es nun darum, Menschen beizubringen, wie sie mit ihren vorhandenen Ressourcen neue, hilfreiche Verhaltensweisen entwickeln können.
Der Begriff "Programmieren" versteht sich innerhalb der NLP nicht als manipulativ, da sämtliche Interventionen unter Abfrage der ethischen und moralischen Werte des Klienten abgestimmt werden. Dies geschieht gerade, weil sich NLP-Trainer durchaus der Tatsache bewußtsein sind, daß sich das Instrumentarium für manipulative Veränderungen beim Klienten eignen könnte, die diesem nicht bewußtsein sind. Solche unbewußtseinen Manipulationen, die etwa Ziel von Verkaufsgesprächen oder Verhandlungen sein könnten (s. Verkaufspsychologie), werden im NLP durch ethische Standards ausgeschlossen.
Die Absicht besteht vielmehr darin, Klienten und Klientinnen zu helfen, sich gegenüber Programmen, die normalerweise unbewußtsein ablaufend, zu emanzipieren und damit ihre Lebensqualität zu steigern.
Als zentrale Grundannahme des NLP gilt, daß innere Vorgänge und innere Wahrnehmung des Menschen gleich gesetzt werden und daß zur Diagnose psychologischer Störungen die Befunde aus einer Befragung des Klienten verwendet werden.
Hierbei liegt folgende Annahme zugrunde:

Der Mensch nimmt die Umwelt mit seinen fünf Sinnen wahr.
1. Visuell (mit dem Sehsinn, d.h. mit den Augen)
2. Auditiv (mit dem Hörsinn, d.h. mit den Ohren)
3. Kinästhetisch (mit allen Teilen seines Körpers Tiefensensibilität / Haptische Wahrnehmung)
4. Olfaktorisch (Riechen mit der Nase)
5. Gustatorisch (Schmecken mit Zunge und Gaumen)

Die fünf Kommunikationskanäle werden mit VAKOG abgekürzt ("visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch").
In der Regel werden ein oder zwei Sinneskanäle bevorzugt verwendet. Hierbei handelt es sich häufig um visuelle und akustische oder kinästhetische und visuelle Repräsentationen. Die Theorie der Lerntypen basiert auf dieser Einteilung.
Die Prägung ('Lerntyp') hat Auswirkungen darauf, wieviel Information bei einer Ansprache ankommt bzw. verloren geht. Klänge (z.B. Wörter), Bilder, Gerüche, Geschmacksempfindungen oder Gesten sind bei Menschen durch die Erfahrung miteinander verknüpft. So kann der Klang einer bestimmten Türklingel beispielsweise mit Erinnerungen an ein damit verbundenes Ereignis verknüpft sein, welches schon
lange zurück liegt. Die vorgegebene Prägung als Lerntyp bedarf der Ergänzung
durch spezifische Lernstrategien.
Derartige Gedankenverknüpfungen werden mit der Technik des Ankerns hergestellt.
Damit knüpft der NLP-Anwender bewußtsein neue emotionale Konnotationen oder nutzt bereits vorhandene. Nicht nur Gedanken lassen sich so für die therapeutische Arbeit nutzen, sondern auch Gefühle. Werden bei Glücksgefühlen bewußtsein bestimmte Bewegungen oder Gesten eingeübt, so lassen sich diese Gefühle später mit diesen Bewegungen oder Gesten wieder aktivieren.

Der Ökologie-Check dient als Instrument zur Prüfung auf soziale oder systemische Verträglichkeit (Verträglichkeit mit der Umwelt des Klienten). Dabei wird geprüft ob bzw. sichergestellt, daß die Veränderungen mit der Werteordnung des Klienten und seinem sozialen Umfeld übereinstimmen. Eine Veränderung sollte nur erwünschte Konsequenzen haben.
Eine Form des Öko-Checks ist der Future-Pace.Der Future-Pace dient als 'Schritt in die Zukunft' der Zukunftsabfrage auf Kongruenz (Übereinstimmung) mit den eigenen Wünschen. Er spielt eine zukünftige Situation mental durch (Mentales Training). Man stellt sich innerlich vor, wie ein neues Verhalten umgesetzt wird, z.B. ein Hochsprung. Dabei durchlebt der Sportler im Zeitraffer die inneren Bilder,
Klänge und Gefühle, die zu seinem Sprung über die Latte gehören. Er spielt die einzelnen Schritte des Laufes inkl. der Muskelanspannungen im Kopf wie einen inneren Spielfilm durch.
Das Gehirn weiß damit im Voraus, was es später in der Wirklichkeit zu tun hat.

Beispiele aus der Praxis
Einen Vorbehalt auflösen: Eine Person bekommt ein Geschenk und freut sich darüber. Die Freude kann jedoch beeinträchtigt sein, wenn die beschenkte Person annimmt, daß der Schenkende an das Geschenk Erwartungen knüpft (beispielsweise auf Gegenleistungen). Durch diesen inneren Vorbehalt entstehen Blockierungen, die im Rahmen einer NLP-Beratung dadurch aufgehoben werden
(können), daß der Klient gemeinsam mit dem NLP-Berater die Inhalte seiner inneren Bilder sich bewußtsein macht und dann gezielt verändert, angeregt durch entsprechende Fragen und Vorschläge des Beraters. Der Klient bleibt dabei stets für seine Lösung selbst verantwortlich. Das Herstellen einer vertrauensvollen Gesprächsatmosphäre, die Anwendung respektvoller Fragetechniken unter
Berücksichtigung sog. "Submodalitäten" (Denk-/Sprachmuster), sowie die introspektive Betrachtung der geistigen Bilder des Klienten und die Anwendung geeigneter NLP-Formate zur Klärung der Erwartungsspannung sind Gegenstand der speziellen NLP-Ausbildung.
Die autonomen Augenbewegungen: Ein weiteres Instrument zur Identifizierung bestimmter intrapersoneller Vorgänge ist das Wahrnehmen der sog. "autonomen Augenbewegungen" des Klienten. Die autonomen Augenbewegungen sind im Alltag an anderen Menschen praktisch jederzeit zu beobachten, und man schenkt ihnen im Allgemeinen wenig Beachtung. NLPler nutzen sie, weil sie Hinweise darauf geben, mit welchem Sinn eine Person gerade "denkt", also ob sie sich gerade visuell oder auditiv erinnert beziehungsweise sich etwas Neues ausdenkt. Sie sind lediglich Hinweise und bedürfen der Bestätigung, z.B. durch Nachfragen, bevor man sie zu Schlussfolgerungen nutzt.

Legasthenie/LRS und Dyskalkulie: Anwendungsbeispiele für NLP-Wissen auf dem Gebiet der Pädagogik sind die Phänomene Legasthenie/Lese- und Rechtschreib-Schwäche und Dyskalkulie/Rechenschwäche. Während diese Phänomene in der gesellschaftlichen Wahrnehmung als Lernstörungen, Leistungsschwächen oder gar Krankheiten bewertet werden, stellen sie aus NLP-Sicht primär die Folgen
ungeeigneter Lernstrategien dar. In beiden Fällen spielt die Graphemische Bewusstheit (die auf das Visuelle bezogen ist, analog zur Phonologischen Bewusstheit, die auf das Auditive bezogen ist) eine zentrale Rolle. Sie ist die Basis für die Lernstrategien der sicheren Rechtschreiber und (Kopf-)Rechner. Sie machen zu praktisch 100% vor, was die Personen mit "Lernstörungen" zu nur 70, 80, 90% tun:
Sie speichern den Lernstoff visuell ab und rufen ihn auch visuell wieder ab.
Personen mit "Lernstörungen" tun dies zwar auch, für die restlichen 30, 20, 10%
nutzen sie jedoch vorwiegend auditive Lernstrategien. Dieser "Restanteil" ist dann für
die unbefriedigenden Leistungen verantwortlich. Es kommt also, aus NLP-Sicht,
darauf an, den Anteil visuell kontrollierter Lerninhalte zu steigern.
Werden LRS und Dyskalkulie primär durch ungeeignete Lernstrategien ausgelöst, so können sekundär eine Vielzahl weiterer Symptome entstehen, z.B. die gleichen wie bei ADS/ADHS.
Eine sehr gut lesbare Sammlung weiterer Beispiele aus der Praxis gibt das Buch von Steve und Connirae Andreas: NLP mit Herz und Verstand.

Wissenschaftliche Quellen und Psychotherapie
NLP als Methodensammlung nimmt für sich in Anspruch, auf bestimmten wissenschaftlichen Theorien und Annahmen zu basieren, die im Laufe der NLP-Praxis z.T. erheblich verändert wurden.
Sie integriert dabei fünf einander ergänzende Methoden zu einem eigenen Aussagen-Gebäude, ohne jedoch insgesamt den Anforderungen einer geschlossenen wissenschaftlichen Theorie zu genügen.
NLP geht u.a. auf folgende Ursprünge zurück:
 1. Auf die Theorie der sinnesspezifischen Repräsentationssysteme als Grundbausteine der
    Informationsverarbeitung und des subjektiven Erlebens von William James.
 2. Auf die Konditionierung (Pawlow), im NLP Ankern genannt.
 3. Auf die Kybernetik der Theorie des Geistes von Gregory Bateson, insbesondere der logischen Ebenen des Lernens und der Unified Field Theory als Weiterentwicklung von Robert Dilts.
 4. Auf das Modell einer grundsätzlichen Zielorientierung menschlichen Handelns (TOTE, Strategien nach Miller, Galanter und Karl Pribram).
 5. Auf die Transformationsgrammatik Noam Chomskys sowie die darauf aufbauenden und unter dem Einfluss der Postulate von Alfred Korzybski (the map is not the territory) durch Bandler und Grinder  abgewandelten Modelle der Sprache (Metamodell).
 6. Auf die sozial-kognitive Lerntheorie von Albert Bandura mit dem von Bandler und Grinder verwandten Modelling-Ansatz in der Psychologie Expertise-Forschung.
 7. Auf die aus der Praxis des Modellierens von Fritz Perls, Virginia Satir und Milton H. Erickson resultierende Grundannahme der Existenz funktionalautonomer Persönlichkeitsanteile mit bewußtseinen und unbewußtseinen Prozesskomponenten.
 8. Auf dem philosophischen Ansatz des Konstruktivismus als grundlegendes Weltbild im NLP.

NLP teilt also wesentliche theoretische Aspekte mit der Systemisvchen Therapie (siehe dort).
Aufgrund der multimodalen Struktur (Methodensammlung aus ca. 30 NLP-Formaten) ist eine generalisierende wissenschaftliche Anerkennung der NLP als Kommunikationshilfe kaum möglich, obwohl einzelne Methoden aus anerkannten wissenschaftlichen Schulen entlehnt sind.
Die NLP versteht sich in diesem Sinne selbst als Praxeologie, als eine Art "Werkzeugkoffer", der die therapeutischen Möglichkeiten eines psychologischen Beraters erweitert.

7. Kritik
Aus Sicht der Wissenschaft ist NLP eine Parawissenschaft, da zwar Elemente etablierter Theorien übernommen werden, die Lehre selbst jedoch keine präzisen Aussagen oder Prognosen macht und sich so der Überprüfbarkeit durch Verifizierung und Falsifizierung entzieht.
NLP erweckt den Anschein der Wissenschaftlichkeit, ohne ihn einzulösen.
Zudem wird von Kritikern eingewandt, die NLP-Methoden stimmten oft nicht mit denen der Psychologie überein.
So habe etwa das sog. "Ankern" wenig mit dem klassischen Konditionieren gemeinsam.
Die NLP-Konzeption beschreibe keinen realen Konditionierungsmechanismus und könne daher lediglich symbolischen Wert haben.
NLP-Kritiker weisen ferner darauf hin, daß NLP in der universitären Heilkunde praktisch keine Rolle spielt.
Dadurch werde deutlich, daß es sich bei NLP im universitären Sinne nicht um eine ernstzunehmende psychologische/psychotherapeutische Schule handele und NLP auch nicht unter der Kontrolle des akademischen Betriebes stehe.
Es existieren einige Studien zur Wirksamkeit von NLP bzw. Teilbereichen der NLP, mit eher uneinheitlichen Ergebnissen.
Kritiker bemängeln, daß die meisten dieser Studien den Minimalanforderungen an einen
Wirksamkeitsnachweis nicht genügen.
Kriterien, wie sie üblicherweise an Evaluationsstudien gestellt werden (Kontrolliertheit, Randomisierung, Manualisierung, ansatzweise Verblindung u.ä.), werden oft nicht erfüllt.
Insgesamt gesehen steht der Nachweis der Wirksamkeit von NLP oder einzelner NLP-Methoden  (soweit diese nicht einfach aus anderen Verfahren übernommen wurden) daher aus.
NLP-Praktiker wenden ein, daß NLP keine neue wissenschaftliche Theorie begründe, sondern psychologische Sachverhalte auch für Nicht-Psychologen und Laien begreifbar machen und so eine entsprechende Praxisumsetzung ermöglichen wolle.
Dennoch müssen aus wissenschaftlicher Sicht auch Aussagen der NLP bestätigt oder widerlegt werden können, wie etwa im Fall der "Augenbewegungshypothese".
Dort wurde gezeigt, daß sich die Zusammenhänge nicht so monokausal darstellen, wie von der NLP vermittelt.
Von Seiten der wissenschaftlichen Psychologie werden viele Aussagen der NLP angezweifelt oder gelten als widerlegt. Die veränderte Zielsetzung als "psychologischer Werkzeugkasten" für Laien rechtfertige keine Modifizierung der von der akademischen Psychologie entlehnten Methoden.
Wenn kein Anspruch auf Wissenschaftlichkeit mehr erhoben werde, dann dürfe NLP auch nicht als Wissenschaft etikettiert werden.

Daneben bringen u.a. Lebenshilfeberater mit NLP-Fortbildung, jedoch ohne Zulassung z.B. als Heilpraktiker für Psychotherapie, die NLP in die Kritik, wenn sie vorgeben, therapeutische Interventionen vornehmen zu können.
Die Inanspruchnahme einer NLP-Beratung, die über allgemeine Lebenshilfeberatung hinaus geht, gilt daher als rechtlich problematisch.
Experten weisen darauf hin, daß therapeutische Interventionen nur von entsprechend ausgebildeten Personen angewendet werden dürfen, z.B. von Psychologen bzw. von einem zugelassenen Heilpraktiker.

Da Elemente der NLP zum Teil tiefgreifende Veränderungsprozesse auslösen können, warnen Kritiker auch vor Nebenwirkungen.
Daher warnen die Ausbildungsrichtlinien klar vor therapeutischer Intervention ohne Grundausbildung als Psychologe!

Von NLP-Kritikern wird nicht zuletzt darauf hingewiesen, daß viele der allgemeinen NLP-Programme mit Heilkunden kombiniert werden, was nicht nur den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit ausschließe, sondern auch zu einer Vermischung mit offensichtlich parawissenschaftlichen Lehren führe. Das jedoch gilt für jede Psychotherapie, einfach weil das Leben in seiner Komplexität nicht wissenschaftlich erfaßbar ist.
Hier gilt für mich: Wer heilt machts richtig.

Ausbildungen
NLP-Kurse sind primär als Seminare zur Selbsterfahrung angelegt. Sie vermitteln einerseits die Kenntnisse der Grundlagen und Methoden, die zur verantwortungsvollen Anwendung dienlich sind, anderereits leiten sie die Teilnehmer an, ihre Wertvorstellungen zu überprüfen und ggf. gemäß der Ethik-Richtlinien (s.u.) zu verändern.
Die NLP-Ausbildungen sind national und international unterschiedlich geregelt. Es haben sich jedoch nationale und internationale Vereinigungen und Verbände etabliert, die Ausbildungsrichtlinien erlassen haben. Dabei werden die Mindestdauer, die Mindestinhalte, die Testingkriterien sowie die Qualifikation der Trainer beschrieben.
Die Verbandsmitglieder sind verpflichtet, sich an diese Curricula zu halten und dürfen nur dann die entsprechenden Siegel verwenden.
Üblich ist die gegenseitige Anerkennung der Ausbildungen, mitunter jedoch mit Auflagen.
Nur drei Stufen der Ausbildung sind in den verschiedenen Verbänden gleich benannt:
 1. NLP-Practitioner
 2. NLP-Master, auch NLP Master-Practitioner genannt
 3. NLP-Trainer

In einigen Vereinigungen und Verbänden wurden Ausbildungen und Curricula als NLP-Therapeut und als NLP-Coach eingeführt. Je nach spezifischer Ausrichtung haben sich weitere Ausbildungsgänge zum Business-Coach, zum LernCoach u.a. gebildet.
Manche Verbände unterscheiden zwischen Trainer (abgeschlossene Trainerausbildung) und Lehrtrainer (Zulassung, um NLP-Ausbildungen durchzuführen) oder zwischen Trainer (abgeschlossene Trainerausbildung) und Master Trainer (besonders erfahrener, kompetenter Trainer).
Neu ist eine Practitioner-Ausbildung mittels Integriertem Lernen (E-Learning daheim am PC kombiniert mit Präsenztraining), die mit Curriculum seit März 2005 von der INLPTA verabschiedet wurde.
In Deutschland sind die NLP-Anwender im DVNLP e.V. und in der DG-NLPt e.V.
(einer Schwesterorganisation des DVNLP) organisiert, in der Schweiz in der HANLP,
in Österreich in der ÖDV-NLP und der ÖBV NLP.
Die Society of NLP wurde 1979 in den USA gegründet und gilt als "der" Dachverband der NLP.
Richard Bandler ist Miteigentümer. Er konnte zwar „NLP" nicht international als Marke schützen, dennoch unterliegt seine Idee dem Urheberrecht und ist sein geistiges Eigentum
Die Verbände behaupten u.a. zur Qualitätssicherung von NLP-Ausbildungen anzutreten.
Tatsächlich läßt sich beobachten, daß es zwischen den einzelnen Ausbildungsinstituten, die sich dann zu Verbänden erklärten, Kämpfe um Marktanteile gab und gibt. Tatsächlich hat sich die Ausbildung seit 1990 dramatisch verschlechtert, gut sichtbar in der Verkürzung der Ausbildungszeiten und der Verramschung der Lehrgänge bis zu Volkshochschulkursen!

Es empfiehlt sich daher, sich direkt an einen Psychologen zu wenden, der seine NLP-Ausbildungen wie ich vor 1990 abgeschlossen und sich danach fortgebildet hat.

Uwe Ecker
Esmarchstr. 12
10407 Berlin-Prenzlauer Berg
030/4212598

Literatur
1. Karig, F. (2004): Lesen und Rechtschreiben lernen - Ein neuer Weg zum Verständnis der
LRS. MultiMIND/NLP aktuell, 2/2004
2. Karig, F.: Ein neuer Weg zum Verständnis der AD(H)S. Kommunikation & Seminar, eingereicht 2007

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